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HLF 20 : „Das ist ein Quantensprung“

Erstausrücker der Freiwilligen Feuerwehr

von Julian Lorenbeck

Fotos: Julian Lorenbeck

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Top ausgerüstet und sich bereits in mehreren Einsätzen bewährt: Die Feuerwehr Wettringen ist stolz auf ihr HLF 20.

Die Deutsche Bahn war Schuld. Wehrführer und Gemeindebrandinspektor Christoph Remki und sein Stellvertreter Gemeindebrandinspektor Mathias Krümpel erinnern sich beim Pressetermin am Feuerwehrgerätehaus noch genau an die Überführung des neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs, kurz HLF 20, von Ulm nach Wettringen. „Um 5 Uhr sind wir angekommen und um 9 Uhr mussten wir schon bei der Abnahme sein“, erinnert sich Krümpel mit einem Lachen. An viel Schlaf war da nicht zu denken.

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Wehrführer Christoph Remki (l.) und sein Stellvertreter Mathias Krümpel sind wie die restlichen Kameradinnen und Kameraden zufrieden mit dem neuen Fahrzeug: „Der Wagen hat sich wirklich bewährt.“

 Die beiden Wettringer Kameraden sind aber trotzdem froh, den Trip gemacht zu haben. „Wir sind schon stolz auf das Fahrzeug“, sagt Remki und Krümpel wird noch deutlicher: „Das ist ein Quantensprung.“ Diese großen Worte wählt der erfahrene Feuerwehrmann nicht einfach so, denn der „Florian Wettringen HLF 20“, so sein Funkrufname, ist die perfekte Kombination. „Der einsatztaktische Vorteil des Fahrzeugs, ist dass wir das LF 20 und das TLF 4000 in einem haben. Wir haben also ein Hilfe-, Lösch- und Leistungsfahrzeug in einem. Bisher mussten wir immer unterscheiden je nach Einsatz und Alarmstichwort“, erläutert Remki. Bei Brandeinsätzen war das meist das Tanklöschfahrzeug (TLF) 4000, bei technischer Hilfe das Löschgruppenfahrzeug (LF) 20. „Mit dem neuen brauchen wir uns keine Gedanken mehr machen“, sagt Remki. Deshalb ist das Fahrzeug mittlerweile auch standardmäßig der Erstausrücker bei Alarmierung.

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„Florian Wettringen HLF 20“ ist der Funkrufname des neuen Fahrzeugs.

 Als es ankam, war das noch nicht der Fall. „Wir haben zuerst intern alle Feuerwehrleute umfangreich geschult und in das Fahrzeug eingearbeitet, bis wir soweit waren“, berichtet Krümpel. Wo und wie kann ich es einsetzen? Welche technischen Möglichkeiten gibt es? „Wir müssen das Fahrzeug im Einsatz aus dem Effeff kennen“, verdeutlicht Remki den Hintergrund. So waren die Wettringer Kameradinnen und Kameraden mit dem HLF 20 beim Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen in Münster-Handorf und führten Übungen auf dem Außengelände durch. Aber auch auf dem Gelände des Bauhofes wurden einzelne Szenarien nachgestellt und geübt. Seit Ende Juli 2023 ist das HLF nun der Erstausrücker.

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„Wir haben also ein Hilfe-, Lösch- und Leistungsfahrzeug in einem“, sagt Wehrführer Remki zur Ausrüstung.

Und hat sich schon im Einsatz bewehrt. Besonders am Wochenende 8./9. Juli, als die Feuerwehr Wettringen gleich zu acht Einsätzen in 24 Stunden ausrücken musste. „Das war die erste Bewährungsprobe“, sagt Krümpel und die hat es vollumfänglich bestanden. „Der Wagen hat sich wirklich bewährt. Viele Kameraden sagen auch, dass der Aufbau logisch ist und einen Mehrwert hat“, berichtet Remki. Das seien unter anderem auch die Kleinigkeiten. „Das HLF hat einen Elektrolüfter, keinen Benzinlüfter. Damit haben wir an der Einsatzstelle im Prinzip die Abgase des Benzinmotors wieder ins Gebäude geblasen.“ Dadurch seien viele Messwerte bei der Freimessung verfälscht worden. „Mit dem Elektro haben wir keine Probleme“, sagt Remki. Auch das hydraulische Rettungsgerät (Schere und Spreizer) hat sich schon bewährt. „Da ist deutlich mehr Power dahinter“, sagt Krümpel.

Die Kombination mache das Fahrzeug aus. „Früher waren es fast nur Brandeinsätze. Das hat sich verschoben immer mehr in die technische Hilfe hinein“, weiß Krümpel, der genauso wie Remki schon mehr als 35 Jahre im Einsatz ist. Zur technischen Hilfe gehört zum Beispiel die Befreiung einer Person hinter einer verschlossenen Tür. „Früher hatten wir große Familienverbände, die alle zusammenwohnten. Heute immer mehr Single-Haushalte. Wenn da einer umkippt, rufen die die Feuerwehr“, sagt Krümpel. „Als ich angefangen habe, hatten wir kaum etwas für technische Hilfe auf dem Wagen. Das hat sich mittlerweile ziemlich erweitert.“

Rund 400.000 Euro kostete die Gemeinde das neue Fahrzeug. „Es hat einen hohen einsatztaktischen Wert für uns“, freuen sich Krümpel und Remki über die Neuanschaffung. Die Begeisterung ist den beiden auch im Gespräch deutlich anzumerken, während sie das Fahrzeug und seine Besonderheiten erläutern. „400.000 Euro ist zwar viel Geld, das Fahrzeug ist trotzdem kein Wunschkonzert, sondern ein Standardfahrzeug. Das wird uns beide in der Feuerwehr überleben“, schätzt Remki bei einer aktuell durchschnittlichen Nutzungsdauer von 20 Jahren.

 Digitalisierung

Die Arbeit für die Wettringer Feuerwehr wird immer digitaler. Mit einem Tablet, das neben dem Steuer des HLF 20 liegt, können nicht nur Einsatzfotos gemacht und Feuerwehrpläne hochgeladen werden, sondern auch die Hydrantenpläne sind abrufbar. Dort wird angezeigt, wo sich im Umkreis der Einsatzstelle die Hydranten befinden. Fotos und Dokumente werden automatisch auf dem Server hinterlegt. „Damit spart man sich die Schreibarbeit. Bisher mussten wir aufgrund der alten Software alles händisch eingeben“, sagt Wehrführer Remki. Im Feuerwehr-Gerätehaus gibt es außerdem zwei weitere Tablets, an denen jeder Kamerad per Knopfdruck angeben kann, dass er am Einsatz teilgenommen hat und welche Rolle er dabei hatte.

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Neben dem Steuer gibt es auch ein Tablet, mit dem sich Einsatzfotos und Feuerwehrpläne hochladen lassen.